Tetzelstuben sind Denkmal des Monats April
Mit der Sanierung historischer Bauwerke haben die Langenlipsdorfer Claudia und Klaus Gust Weitblick bewiesen. Die von ihnen in den 90er Jahren in Schuss gebrachten Tetzelstuben sind nur ein Beispiel.
Die, zumindest äußerlich, vor 22 Jahren nahezu originalgetreu wieder aufgebauten Tetzelstuben sind das 236. „Denkmal des Monats“. Seit 1999 würdigt die Brandenburgische Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen mit der Verleihung von Ehrenurkunde und -plakette besonders gelungenes Engagement zum Erhalt historischer Bausubstanz. Seit April 2019 trägt das in der Mitte des 18. Jahrhunderts errichtete, aus zwei Gebäuden bestehende Ensemble „Tetzelstuben“ nun diesen Ehrentitel.
Quelle: maz-online.de vom 10.05.2019
Zur Geschichte
Die Tetzelstuben sind Teil der historisch gewachsenen Substanz des Altstadtkerns der Stadt Jüterbog. Das Baujahr ist auf die Jahre 1735 bzw. 1755 zurückzuführen. Beide Häuser wurden von 1995 bis 2000 unter denkmalpflegerischer Aufsicht behutsam saniert. Die Umbauarbeiten wurden auf der Grundlage einer den Häusern entsprechenden Formensprache aus Holz, Stein und Metall ausgeführt. Das Haus am Turm beinhaltet einen größeren Teil an ursprünglicher Substanz. Der besondere Reiz der Häuser zeichnet sich auch durch ihre direkte Lage an der Stadtmauer aus. Der 4 Meter breit aufgeschüttete Wall zur äußeren Stadtmauer ergibt die heutige Terrasse. Bis 1982 wurde sie als Garten mit winzigen Stallungen genutzt. Der angrenzende Turm ist ein Teil des ursprünglich inneren Dammtorensembles.
An Stelle der Luthereiche vor den Tetzelstuben stand einst die Heilig-Geist-Kapelle. Wahrscheinlich um 1170 erbaut, war sie die erste geweite Kirche der Stadt.
Doch mit dem Bau der großen Nikolaikirche um 1320 wurde sie überflüssig. Später wurde sie als Kapelle für das Heilig-Geist-Spital genutzt, aber auch als Kornkammer und Kanonenschuppen.
Wer war JohannTetzel?
„Wenn das Geld im Kasten klingt, deine Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt!“ Mit diesem Spruch soll der Gottesmann die Ablassmessen eröffnet haben.
Im nahen Wittenberg hörte Martin Luther von den Predigtendes Ketzermeisters, zu denen auch viele Wittenberger gingen, um Ablassbriefe zukaufen. Dies gilt als der eigentliche Auslöser der Beschäftigung Luthers mitdem Ablasswesen und schließlich seiner 95 Thesen. Im folgenden Jahr setztensich Tetzel und Luther mit mehreren Schriften theologisch auseinander. Nachdemsich auch die Papstkirche kritisch mit seinem Wirken auseinandersetzte, zogsich der Dominikaner in das Leipziger Kloster zurück und verstarb im Sommer 1519.
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Die Geschichte der 2 Wehrtürme an den Tetzelstuben
Der große romanische Turm wurde um 1200 errichtet. Er ist damit Teil der ältesten Stadtbefestigung des Landes Brandenburg. Das Ziegelmauerwerk im oberen Teil wurde nach dem großen Stadtbrand von 1478 ergänzt. Es ersetzte das vermutlich vorher vorhandene Balkenwerk. Der Turm gehörte zum Innentor der ehemaligen Doppeltoranlage am Damm. Er wurde seit der Mitte des 19. Jahrhundert auch Balzerturm genannt. Nach dem ehemaligen Angestellten und späteren Bürgermeister Balzer. Zwischen dem Turm an den Tetzelstuben und dem Balzerturm befand sich noch ein weiterer Turm, ein sogenannter Weichturm. Die Westseite der Staftbefestigung wurde durch die Bürgerschaft besonders aufwendig gestaltet. Auf dem Damm war der Sitz des Amtmannes der magdeburgischen Verwaltung und dem wollte man selbstbewusst gegenübertreten. Also die Türme und auch die Doppelmauer hatten nicht nur militärische Aufgaben, sondern wurden auch aus Repräsentationsgründen errichtet. Der kleine Turm hat keinen besonderen Namen. Er ist Teil der Stadtbefestigung und um 1300 mit der Stadtmauer gebaut worden.